Onkel Afrika unterwegs in …

Uganda 2016 und 2017

Im ekligen, trüben Herbstwetter saßen wir vor dem Atlas. Mal wieder Reiseplanung. Südafrika? Nee, waren wir erst. Namibia? Auch nicht, kenne ich zu gut, reizt mich im Moment nicht so. Sambia vielleicht? Was haben wir denn noch, englischsprachig und neu? Na klar, Uganda! Da wollte ich schon vor 10 Jahren mal hin, hat damals aber nicht geklappt. Guck mal, hier: Vom Lonely Planet zum Reiseland des Jahres 2012 gewählt und von National Geographic in die Top 20 aller Reiseländer.

Wir kommen über Dubai mit Emirates am Flughafen Entebbe an. Der Flughafen Dubai ist riesig, beim Hin- und beim Rückflug parken die Flugzeuge irgendwo auf dem Flugfeld und man wird ca. 15 Minuten mit einem Bus transportiert, um dann noch innerhalb des Terminals zu Fuß und mit einer Schnellbahn weitere 25 Minuten zu unserem Gate zu brauchen. Bei kürzeren Anschlusszeiten dürfte man da ganz schön ins Schwitzen kommen. Das Entebbe Backpackers, in dem wir die ersten paar Nächte gebucht hatten, bietet einen Airport Shuttle an. Der Fahrer Fred wartete schon auf uns und in 5 Minuten waren wir im Hotel. Es ist einfach mit Cottages für 2 oder 4 Personen, Dorms und auch Zeltplätzen im Garten. Es liegt angenehm zentral, ist günstig und das Personal ist freundlich und hilfsbereit. Wir treffen nette Deutsche, Engländer und Holländer und bekommen viele hilfreiche Tipps. Zwei Tage in Entebbe gingen dahin mit Besuchen am Markt, Uganda Wildlife Training Center, Botanischer Garten, leckeres Fischessen im Gorettis am Victoriasee. Abends dann ein eiskaltes Tusker Lager für ca. €1,30 vor unserem Häuschen mit anderen Reisenden im Hotel.




Am nächsten Tag fahren wir mit dem Matatu (Sammeltaxi) zum Fischerdorf Kasenyi. Der Transport in Uganda ist wie fast überall in Afrika super simpel und preiswert. Kurze Strecken werden mit dem Boda Boda Motorradtaxi zurückgelegt (bis zu dritt auf einem Moped…), innerhalb Entebbes kostet das immer pauschal ca. 75 Euro Cent und die Boda Bodas sind permanent überall verfügbar. Die Matatus für längere Strecken kosten auch nicht viel mehr. „Bis zur Kreuzung Kasenyi Road, bitte“, da wartet man dann auf das nächste Matatu.

Morgens bringen die Fischer ihren Fang zum Markt und verkaufen bzw. versteigern ihn an Händler und Privatleute. Die Händler schleppen riesige Säcke mit frischem Victoria Barsch (Tilapia) zu ihren LKW. Ganz tolle Atmosphäre!

Freitagmorgen kam der Fahrer der Autovermietung pünktlich wie vereinbart mit unserem 4×4 zum Hotel. Ausgecheckt, den V6 angeworfen und los Richtung Fort Portal im Westen, am Fuß der Ruwenzori Berge. Ich wollte mir nicht gleich am ersten Tag im Linksverkehr das Verkehrschaos in Kampala geben und fand auf der Karte einen short cut. Angeblich eine Straße zweiter Ordnung, die sich dann als übelste Abenteuerpiste herausstellte. 20 km gespart und dem Verkehr ausgewichen, aber 1,5 Stunden verloren. Die Straßen in Uganda sind katastrophal, auf den asphaltierten Hauptstraßen tauchen ständig und urplötzlich riesige Schlaglöcher auf, denen man kaum ausweichen kann, wenn einem z.B. gerade ein LKW entgegen kommt. Ich war froh, einen robusten 4×4 mit viel Bodenfreiheit zu haben. Mit einem Kleinwagen ist das Reisen in Uganda schwierig, besonders abseits der größeren Straßen. Und während der Regenzeit bleibt man wahrscheinlich am besten ganz zu Hause! Auf dem Weg durch die sehr schöne Landschaft mit tropischer Vegetation sahen wir auch einige Wahlveranstaltungen mit Tanzgruppen, die kurzerhand mal die Hauptstraße blockierten und ihre Tänze auf der Straße aufführten. In Kürze sind Präsidentschaftswahlen, hoffentlich bleibt alles ruhig und es gibt keine Ausschreitungen!

In Fort Portal kamen wir nach gut fünfstündiger Fahrt im Ruwenzori View Guesthouse bei Maurice und Inneke an. Wie so einige andere Informationen war auch der Eintrag über diese Lodge in unserem Reiseführer „Christoph Lübbert – Reise Know-how Uganda und Ruanda“ unrichtig, daher hatten wir die Lodge anfangs gar nicht auf dem Schirm. Das Buch ist unbrauchbar, was auch andere deutsche Reisende unterwegs bestätigten. Viele fehlende oder falsche Informationen, so dass man alles immer nochmal online gegenchecken musste. Für meine Art in Afrika zu reisen, gibt es nur zwei hilfreiche Reiseführer: Lonely Planet und Bradt, wobei der Bradt noch viel ausführlicher ist. Dinner in der Lodge findet an einem riesigen Tisch mit allen Gästen gemeinsam statt. Toller Abend mit interessanten Leuten aus allen möglichen Ländern, vielen Reisegeschichten und Informationsaustausch. Unter anderem mit James und Emily aus London, die mit dem Fahrrad unterwegs waren von London bis Kapstadt (London2Capetown.org).

Der nächste Tag brachte einen missglückten Besuch im Semliki Nationalpark (Lübbert Reiseführer), dafür eine spannende Fahrt durch das wunderschöne Vorland der Ruwenzori Berge. Dann ging es weiter nach Kasese, um von dort endlich in einen Nationalpark zu kommen. Die uns empfohlene Route entlang der Kraterseen südlich von Fort Portal brachen wir nach einer Stunde ab, da wir überhaupt gar keinen Plan hatten, wo wir sind und wo wir lang fahren müssen. Nirgendwo Schilder, lt. Google maps waren wir im Niemandsland und stellten irgendwann fest, dass wir im Kreis gefahren waren. Und natürlich alles auf „Nebenstraßen“, also Sand- und Schotterpisten voller Schlaglöcher. Wieder auf der Hauptstraße angekommen haben wir dann noch einen Versuch gewagt, dies musste einfach der Weg Richtung Ndali Lodge sein mit dem Kratersee daneben. Den Parkplatzwächter haben wir dann nur ausgelacht, als er 10.000 Schilling nur für das Ansehen des Sees wollte. Später in Kasese haben wir uns diverse einfache B&B Hotels angesehen und sind dann im White House abgestiegen. Am Morgen dann los zum Queen Elizabeth National Park. Die Eintrittsgebühren sind ziemlich knackig in Uganda. Nach einem 2-stündigen game drive im östlichen Teil ging es dann nach Mweja, wo wir für nachmittags eine Bootsfahrt gebucht hatten. Das war einer der Highlights des Urlaubs, ganz nah am Ufer des Kazinga-Kanals entlang geschippert mit unglaublicher Artenvielfalt am Ufer: Seeadler, Reiher, Pelikane, Kingfisher, Ibisse, Störche u.v.m. neben Hippos, Krokodilen, Büffeln und Elefanten. Und einen Nil-Waran haben wir auch zu Gesicht bekommen. Ganz großes Kino!

Weiter zum Rweteera Safari Park, ein kleines Camp mit mehreren Zelten an einem idyllischen kleinen See, nur 5 Minuten entfernt vom Camp Office, wo man die Permits für die Tour zu den Schimpansen kauft. Früh aufstehen, Katzenwäsche, schneller Kaffee und los zum Briefing durch die Ranger. Nach nur 20 Minuten dann der erste Chimp am Boden! Wir hatten großes Glück und sahen ungefähr 10 Tiere in den 3 Stunden, und noch unzählige mehr in den Bäumen. Gänsehaut garantiert, wenn man ewig lang nur wenige Meter entfernt unserem nächsten Verwandten in die Augen schauen kann. Und umgekehrt. „It´s a blessing, when a chimp shits on you!“ sagten uns die Einheimischen. Gleich passiert und deshalb brauchen wir uns über Lebenshilfe von ganz oben in nächster Zeit keine Gedanken machen.

Affengeschrei:

Da uns das Camp so gut gefiel, sind wir noch eine zweite Nacht geblieben, um am See abzuhängen und exotische Vögel zu beobachten. Dann zurück nach Entebbe, um am nächsten Tag das Auto wieder abzugeben. Dann sind wir auf die Fähre zu den Ssesse Islands im Victoria See. Auf der Hauptinsel Bugala hatte ich am Vortag im Pearl Garden ein Zimmer klar gemacht. Unsere kleine Rundhütte lag direkt am See und 10m von der beach bar entfernt… Das Vogelkundebuch kam zum Dauereinsatz, eine phantastische Vielfalt an exotischen Vögeln konnten wir beim Morgenspaziergang beobachten und identifizieren. Nach zwei entspannten Tagen auf der Insel ging es für eine letzte Nacht wieder ins Entebbe Backpackers und dann zurück ins winterliche Deutschland.

Viele Touristen bereisen Uganda mit einem Fahrer/Guide und klappern ihre feste Route von einer teuren Lodge zur nächsten ab. Allerdings kann man dieses wunderschöne und spannende Land mit seinen freundlichen Menschen super mit dem eigenen Fahrzeug oder auch mit dem Bus bereisen. Wir haben überall schnell nette, einfache Unterkünfte gefunden, der Mietwagen war noch das teuerste, neben den Permits für die Chimpansen (150US$pp). Wir haben jeden Tag gut gegessen und getrunken und sehr viel gesehen und erlebt für einen Bruchteil des Preises einer geführten Reise. Unschlagbar, wir kommen wieder!

Asante sana Uganda!


Uganda 2017

Beim zweiten Besuch in Uganda hatten wir die Auswanderungsbrille auf: Können wir hier leben? Und wo? Womit können wir hier unseren Lebensunterhalt verdienen? Aufregende Zeiten standen uns bevor.

Wir wollten nun auch Kampala kennenlernen und hatten uns ein zentral gelegenes Hotel ausgesucht. Ein totaler Reinfall: Das Hotel lag neben einem riesigen Taxistand und einem Markt, im Nachbarhaus war eine Moschee mit großem Lautsprecher auf dem Dach. Der Verkehr mit den Matatus und den Liefer-Lkw´s zum Markt war ein permanenter Kollaps, alles komplett verstopft und mit Dauer-Hupkonzerten. Nachmittags wollten wir vor dem Lärm flüchten und uns Kampala etwas ansehen. Nach 15 Minuten hatten wir zwei versuchte Raubüberfälle, der erste hatte seine Hand schon in meinem Rucksack, der zweite wollte uns die Kamera aus der Hand reißen, hat aber nur den Halteriemen erwischt.

Also nichts wie weg hier, das Hotel war gnädig und hat uns trotz Buchung vorzeitig gehen lassen. Der reservierte Mietwagen sollte ins Hotel gebracht werden, wegen des Verkehrs kam der aber auch nicht durch. Wir mussten dann mit dem ganzen Gepäck ein Stück zu Fuß laufen bis zum Auto, diesmal zum Glück unbehelligt. Wir haben drei Kreuze geschlagen als wir Kampala endlich hinter uns gelassen hatten auf dem Weg nach Jinja am Viktoriasee.

Schon die Ankunft in Jinja war einladend: alles etwas beschaulich und entschleunigt, viele alte viktorianische Häuser, Cafes, Restaurants und ein 9-Loch Golfplatz direkt an der Nilquelle. Wir haben im Brix Hotel am Nil gewohnt, vor unserem Balkon befanden sich tausende Palmenflughunde in den Palmen. Was für ein Schauspiel!

Später sind wir noch in den Lake Mburo Nationalpark gefahren. Während dieser Reise entdeckten wir die Jackfrucht und unsere Geschäftsidee war geboren.

Nach der Rückkehr in Deutschland begannen die Vorbereitungen und im September 2017 sind wir zu einem 6-monatigen Sabbatical in Uganda aufgebrochen.

Uganda Infos

AnbieterKommentar
Entebbe BackpackersEinfache Unterkunft, im überteuerten Entebbe (Flughafen, UN-Stützpunkt) relativ gutes Preis-Leistungsverhältnis
Ruwenzori View GuesthouseGepflegte Unterkunft mit familiärem touch
Rweteera Safari ParkSuper Lage direkt neben dem Kibale Park und an einem kleinen See gelegen. Ich bin mit dem Eigentümer noch in Verbindung, angeblich hat er viel investiert und das Camp modernisiert.
Pearl Gardens Beach ResortAuf den Ssesse Inseln, direkt am Strand
Kibale NationalparkChimp-trekking und Kazinga-Kanal Touren

Fun Facts Uganda

  • Nicht weniger als 11% der weltweiten Vogelarten kommen in Uganda vor. Der Nationalvogel ist der Kronenkranich.
  • Uganda liegt am zweitgrößten Süßwassersee der Welt, dem Viktoriasee. In Jinja befindet sich die Nilquelle, des längsten Flusses der Welt.
  • Ein sehr beliebtes Gericht ist „Rolex“. Der Name kommt von „rolled eggs“, ein zusammegerolltes Chapati mit Füllung.
  • Das praktischste Beförderungsmittel (zumindest für kurze Strecken) ist das „Boda Boda“, ein Moped-Taxi, auf das auch mehrere Fahrgäste samt Gepäck, Ziegen, Hühner etc. Platz finden. Der Name kommt von findigen Jungs, die an der seinerzeit gesperrten Grenze Transporte anboten, von „Border“ zu „Border“.
  • Westlich des Nils ist das Königreich Buganda. Die Einwohner heißen Muganda und sie sprechen Luganda. Östlich des Nils ist das Königreich Busoga, die Menschen sind die Basoga und sie sprechen Lusoga.
  • Uganda liegt am Äquator. Überall, wo Hauptstraßen den Äquator kreuzen, gibt es für Touristen Cafes, Curio Shops etc. Und es gibt Wassertrichter, einen auf der nördlichen, ein paar Meter weiter einen auf der südlichen Halbkugel. Wenn das Wasser aus dem Trichter läuft, dreht sich der Strudel bei dem einen nach links, beim anderen nach rechts.
  • Das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Uganda liegt bei 15 Jahren und ist damit eines der niedrigsten der Welt. Die Geburtenrate liegt bei durchschnittlich 5 Kindern pro Frau.
  • Bierpreis: 4.750 USh / 1,20€


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