Onkel Afrika unterwegs in …
Simbabwe
Simbabwe 1991
Simbabwe ist und bleibt mein Lieblingsland in Afrika. Vom ersten Besuch an hatte ich eine besondere Affinität zu diesem Land, den Einwohnern und der Natur. Es bricht mir das Herz, wenn ich die aktuelle Lage dort sehe. Warum wird ein so blühendes, schönes und friedliches Land so ruiniert? Simbabwe war die Kornkammer Afrikas, mit vielen weiteren Bodenschätzen und einer super funktionierenden, friedlichen Gesellschaft.
Ich habe Zim mehrmals bereist. Beim ersten größeren Trip 1991 sind wir mit meinem unvergesslichen icecream-van von Kapstadt losgefahren, die Route war: Freunde besuchen in Pretoria und über Beitbridge nach Simbabwe. Dann Masvingo, Harare, Kariba, Fähre nach Mlibizi, Vic Falls und zurück. Eine Drei-Wochen-Rundreise durch Simbabwe und ich war angefixt.
Simbabwe 2000
Nach einer langen Anreise von München über London, Nairobi nach Harare ging es mit dem Bus nach Kariba. Wir wollten den ersten Teil des Urlaubs etwas abhängen und uns erholen. Die Busfahrt zeigte uns schon die ersten Elefanten, Giraffen und Antilopen, so dass wir den letzten Teil der langen Reisezeit gut überstehen konnten. Das Cutty Sark Hotel kannte ich schon von meinem ersten Trip nach Zim 1991: wir waren damals nebenan in der Tamarind Lodge mit eigenem Auto und Verpflegung, brauchten also kein Hotel. Dafür aber umso mehr die Poolbar und den Tennisplatz, auf dem meinem Bruder und mir die Tennisgrundregeln beigebracht werden sollten. Wir waren aber bereits „Couch-Wimbledon-Champs“, nach endlosen Fernsehstunden mit Bobbele und Steffi. Daher wurde der Trainer schnell seinen Job los, und wir spielten bei ca. 35 Grad in der Mittagssonne als absolute Anfänger bis zum tie-break… Nachdem bei meinem Bruder das Blut aus den Schuhen quoll und wir beide kurz vorm Hitzeschlag standen, waren auch noch die letzten Tennisbälle des Hotels im krokodilverseuchten Karibasee verschwunden. Nun, dieser kleine Exkurs ins Jahr 1991 soll nur die verdutzten Gesichter des Hotelpersonals verdeutlichen, als ich ihnen nun Jahre später die versprochenen Tennisbälle zurückgab.
Cutty Sark dieses Mal in Kurzform: super Pool, Essen, nette Leute kennengelernt. Daytrip mit walking safari nach Matusadona.
Das war jetzt das dritte Mal, das ich diese Überfahrt mit der Fähre nach Mlibizi gemacht habe. Man fährt 22 Stunden und sieht fast die gesamte Zeit ein oder beide Ufer, Simbabwe im Süden und Sambia im Norden. In der Fahrzeit sind also immer ein Sonnenunter- und ein Sonnenaufgang über dem See dabei, viel Wild an den Ufern, Hippos im Wasser, Seeadler und vieles mehr. Ich geniesse diese Fahrt immer wieder, man sitzt an Oberdeck, schlabbert ein kühles Zambezi-Lager und bewundert das Kreuz des Südens, wenn man es erkennt…
Die Vic Falls kann man kaum beschreiben, sie sind einfach atemberaubend! Wir lernten ein Überbleibsel der britischen Kolonialzeit kennen, der jetzt die Europcar Filliale leitet. Früher war er bei der Armee, und hat nach der Unabhängigkeit den Aufbau der Zim-Streitkräfte geleitet. Nie war mir die Glaubhaftigkeit einer Lebensgeschichte weniger wichtig als hier, der Typ ist ein Knaller. Er und sein Freund (ex-Polizeichef der Briten) haben die beiden Oldies der Muppet-Show in den Schatten gestellt, wir haben selten so viel gelacht wie mit diesen beiden. Natürlich wurden wir in den Yacht-Club eingeladen, direkt am Zambezi gelegen.
Victoria Falls
Für einen day trip sind wir über die Grenze nach Chobe, Botswana. Morgens unternahmen wir eine Bootsfahrt auf dem Chobe, nachmittags einen game drive im Landcruiser. Chobe hat eine Elefantenüberpopulation, angeblich gibt es dort bis zu 120.000 Tiere. Unser guide hatte erst seine Ausbildung abgeschlossen und wir waren seine erste Gruppe. Ich habe mir dann erlaubt ihn darauf hinzuweisen, dass es in Afrika gemütlichere Orte gibt als mitten in einer Elefantenherde zu stehen. Vor uns Elis, links der dichte Busch, rechts der Fluss und hinter uns noch mehr Elis. Also keine Rückzugsmöglichkeit für uns. Als dann Eli-Babies anfingen unseren Jeep zu inspizieren, konnten wir zum Glück eine Lücke hinter uns nutzen und uns etwas zurückziehen. Die permanent laut kreischende Amerikanerin („oh look, how sweet!!“) hatte mich zusätzlich nervös gemacht. Am nächsten Tag habe ich mir dann noch einmal das White Water Rafting gegeben. Das erste mal war nach der Regenzeit, dann sind die ersten rapids gesperrt, da zu gefährlich. Dieses mal konnten wir alle durchfahren, natürlich inklusive Bad im Zambezi. Der Aufstieg hinterher (ca. 100 Höhenmeter steil hoch) ist ziemlich beschwerlich, aber die Fahrt macht einen Höllenspass.
Jetzt mieteten wir ein Auto bei unserem Freund in der Europcar Filiale und ab in den Busch in den Hwange National Park. Das Sinamatella Camp ist nach wie vor eine der schönsten Safari-Locations, und preislich sehr günstig. Ab Sonnenaufgang und bis Sonnenuntergang ist der Zugang in den Park erlaubt zum Game Drive. Im Park gibt es drei staatliche Camps (die privaten sind viel teurer): Sinamatella-, Robins- und Main-Camp. Alle bieten gute, saubere Unterkünfte und Verpflegung. Alles ist etwas einfach von der Ausstattung her, aber ich mag da auch keinen Luxus. Hwange ist nicht so überlaufen wie zum Beispiel der Krüger Park, man fährt häufig einen ganzen game drive ohne andere Touristen zu sehen.
Silvester feierten wir in Vic Falls in der Wild Thing Bar und im Croc and Paddle.
Am Neujahrstag nahmen wir den Nachtzug nach Bulawayo. Leider wurden wir im Zug beklaut: Pass, Kreditkarte, Cash, Maglight, Schweizer Messer, alles weg. … Wir haben nur einen kurzen Moment nicht aufgepasst, als wir auf der einen Seite des Zuges im Bahnhof aus dem Fenster schauten (hatten gerade zufällig einen Freund aus München entdeckt!). In dem Moment haben die Schweinepriester hinter uns durch das gegenüberliegenden Fenster mit einer Angel oder so die Tasche geklaut.
Sofort nach der Ankunft in Bulawayo haben wir die Kreditkarten sperren lassen und den Diebstahl angezeigt. Die Polizisten waren nicht sonderlich interessiert, ich bin dann irgendwann hinter den Tresen und habe mir das Formular selbst geholt. Bulawayo ist eine schöne Stadt – ruhig, sicher und ein sehr gutes Warenangebot. Wir haben im Berkeley´s Place gewohnt, der Besitzer war wahnsinnig hilfsbereit. Beim Einchecken war die Ansage: Wir haben kein Geld mehr, wissen nicht, wann wir wieder welches bekommen und müssen dringend Fax und Telefon für teure Verbindungen nach Deutschland benutzen. Und Hunger und Durst haben wir auch. Er hat alle unserer Wünsche erfült. Via Western Union haben wir uns Geld schicken lassen, das nach kürzester Zeit schon verfügbar war. Dieses Bargeld musste jetzt bis zum Ende der Reise reichen, mit dem Riesenbatzen an Geldscheinen haben wir uns nicht sicher gefühlt nach dem Diebstahl.
Bei einer Tagestour mit einer geführten Walking Safari konnten wir 11 (!) White Rhinos aus nächster Nähe bewundern!

Wir fahren mit dem Nachtzug nach Harare und passen diesmal besonders auf unsere Taschen auf. In Harare haben wir in der Possum Lodge übernachtet, eine angenehme, günstige Unterkunft mit vielen Backpackern. Abends Grill, Bar, Pool etc. Harare trotz vieler Warnungen genossen. Wegen des geklauten Reisepasses mussten wir uns die letzten Tage dem Stress mit der Botschaft in Harare aussetzen. Alptraum, alles nur verkomplizieren, strikte Öffnungszeiten, überhebliche deutsche Beamte. Zum Glück hatten wir das Book Cafe entdeckt, eine sehr interessante und coole location.
Nun Rückflug über Kenia ins eiskalte Germany. Fazit: Wie bei meinen vorausgegangenen Besuchen fand ich Simbabwe auch dieses Mal wieder traumhaft schön. Nette, gastfreundliche, coole Menschen, und viele sind trotz der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation geduldig und wollen einfach nur die nächsten Wahlen abwarten. Es bleibt mein Lieblingsland, auch nach dem Diebstahl. Wahrscheinlich sind die Chancen auf der ganzen Welt nicht besonders gut, wenn man nach dem Geldtauschen einen Riesenpacken Banknoten in eine Gürteltasche zwängt, in der offensichtlich auch noch andere interessante Dinge verstaut sind. Der potentielle Dieb, der dies beobachtet haben könnte, wird kaum an dieser Tasche vorbeilaufen, wenn sie unbeobachtet auf dem Zugsitz liegt. Das passiert auch in der Bayerischen Oberlandbahn.
Simbabwe Fun Facts
- 2008 erreichte die Hyperinflation in Simbabwe 231 Millionen %. Der Zimbabwe Dollar wurde abgeschafft, die offizielle Währung ist der US$.
- Der Nyaminyami, Gott des Zambezi-Flusses oder Zambezi-Schlangengeist, ist eine der wichtigsten Gottheiten des Volkes der Tonga. Beim Bau des Damms wurde er von Frau Nyaminyami getrennt, die sich flussabwärts aufhielt. 1957 schickte der Nyaminayami die schlimmsten Überflutungen aller Zeiten, die viele Bauarbeiter töteten. Die Leichen wurden nie gefunden.
- Der Karibasee ist der weltweit größte künstliche Stausee, ca. 280 x 18km. Nach dem Bau 1958 verloren viele Einwohner ihre alte Heimat. Der Staudamm versorgt inzwischen viele Menschen in Sambia und Simbabwe mit Strom. Beim Aufstauen nach dem Bau des Damms entstanden Inseln, auf die sich viele wilde Tiere in Sicherheit brachten. In der „Operation Noah“ wurden viele Tiere mit Booten ans Ufer gebracht und gerettet. Ein typisches Bild vom Karibasee sind die versteinerten Bäume, die aus dem Wasser ragen.
- Die Victoriafälle heißen in der Stammessprache „Mosi-oa-Tunya“, der donnernde Rauch. Man sieht die Gischtwolke schon von weitem.
- Bierpreis: 1,50US$
