Namibia 1992-1993

Nach drei Jahren am Kap jetzt endlich „richtiges Afrika“! Ich war in der Mokuti Lodge beschäftigt, direkt außerhalb des Etosha National Parks, mitten im Busch, die nächste Ortschaft Tsumeb ist ca. 110 km entfernt. Die Lodge war seinerzeit eine der ersten „upmarket lodges“, inzwischen gibt es davon sehr viele, besonders rund um Etosha. 1992 gewannen wir zum ersten Mal den „Best Hotel of the Year Award“, der vorher meist vom 5-Sterne Kalahari Sands Hotel in Windhoek abonniert war. Die Arbeit hat viel Spaß gemacht, besonders wegen des tollen Personals. Allerdings neigt man nach einer gewissen Zeit dazu, einem Buschkoller zu unterliegen, es ist schon brutal abgeschieden dort. Wir haben regelmäßig 20 oder 30 Tage durchgearbeitet, um die aufgelaufenen freien Tage dann besser nutzen zu können. Um in Namibia irgendwo hin zu kommen, braucht man erst mal einen Tag Fahrtzeit. An den freien Tagen waren wir meist in Windhuk oder in Swakopmund. Dort konnten wir in Schwesterhotels wohnen und etwas Zivilisation erleben mit Einkaufen, Kino- und Kneipenbesuchen. Da Mokuti direkt am Eingang zum Etosha Park liegt, waren wir natürlich ständig im Park, auch wenn es nur für ein paar Stunden war.

Highlights Namibia

In Namibia erschien mir von Anfang an das Zusammenleben der unterschiedlichen Ethnien viel gemäßigter als in Südafrika. Aufgrund meiner Aversion gegenüber den südafrikanischen Buren hatte ich mich jahrelang geweigert, Afrikaans zu sprechen. In Namibia habe ich nach einigen Monaten das Steuerrecht der neuen Regierung nach der Unabhängigkeit meinen Mitarbeitern auf Afrikaans erklärt. Weiß bis heute nicht, wie ich das geschafft habe. Hier ist Afrikaans jedoch nicht so historisch belastet, sondern super praktisch und die gemeinsame Kommunikationsplattform von hauptsächlich englisch-, deutsch-, südafrikanischstämmigen Zugereisten und der lokalen Bevölkerung. Als eine der wenigen ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika ist der deutsche Einfluss in Namibia jedoch omnipräsent. Deutsch ist praktisch Umgangssprache neben Englisch, Afrikaans und den heimischen Sprachen und überall gibt es deutsche Metzger, Bäcker, Hotels usw. Bei der Anreise wurde ich bei einer Rast in einer Gaststätte vom schwarzen Kellner in fließendem Deutsch bedient … Muss man nicht wirklich haben in Afrika, ist jetzt aber nun mal so.

Ich bezeichne Namibia immer gern als ideales Einsteigerland für Afrikareisen. Die Infrastruktur ist hervorragend: kaum Stromausfälle, gutes Wasser (meistens), sehr gute Straßen und relativ sicher. Bei Autofahrten, speziell im Norden, sollte man allerdings den Radarblick aktivieren und permanent links und rechts die Büsche beobachten. Wildwechsel passiert hier ständig, die meisten Unfälle passieren mit Kuduantilopen. Die laufen immer panisch hintereinander her und als Autofahrer triffst du immer die zweite …

Welwitschia Pflanze
Welwitschia Pflanze



Namibia hat auch für mich das angenehmste Klima: ca. 350 Sonnentage, heiß aber nie schwül im Januar und Februar, im Winter kalte Nächte und ab 10 oder 11 Uhr wieder 25°. Dazu sehr trocken, was allerdings die Einwohner und speziell die Farmer dazu bringt, bei einer Begrüßung nicht zu fragen, wie es dem Gegenüber so geht, sondern wie viel Niederschlag er in seiner Region hatte. Landschaftlich gibt´s das ganze Programm: trockene, öde Steinwüsten im Süden, die faszinierende Namib Wüste, 2000 km Sandstrand (von denen allerdings ein guter Teil als Diamantensperrgebiet klassifiziert ist und nicht betreten werden darf), dichter, grüner Busch im Norden und die Etosha Salzpfanne.

Fotoalbum
Fotoalbum Namibia 1992
San Familie in Kaudom
San Familie in Kaudom

Namibia 2024

Was tut man nicht alles für eine Beförderung. Da mein Chef unbedingt ein Foto einer Oryx Antilope in der Namib Wüste haben wollte, wurde es dann doch noch einmal Namibia.

Oryx Antilope in der Namib

Das Bild hat er, auf die Beförderung warte ich noch.

Auch meine Frau Theresa wollte gerne einmal Namibia sehen und so sind wir im Januar 2024 los. Mit der Lufthansa Tochter Discover über Frankfurt nach Windhoek. Willkommen in Namibia, „Afrika auf Deutsch“ nenne ich es gern. Theresa musste ja mit mir schon ganz andere Afrikaerlebnisse durchmachen, Kampala, Nairobi oder Lusaka sind definitiv eine andere Hausnummer. Kein endloses Gewusele auf den Strassen hier, der Verkehr läuft ruhig ohne Hupkonzerte und aus den Duschen kommt Wasser mit ordentlichem Druck. Immer. Und es ist sehr viel sicherer in Namibia.

Zwei Nächte in Windhoek zum Akklimatisieren, kleine Stadtrundfahrt mit den (wenigen) Sehenswürdigkeiten. Das wichtigste Ziel war natürlich Joe´s Beerhouse, das wurde „damals“ gerade eröffnet. Schon 34 Jahre her, unglaublich. Die beste Kneipe südlich der Sahara.

Joe´s Beerhouse

Dann unseren Mietwagen abgeholt: „Sorry, your car was not available. We had to upgrade you.“

A dream came true… Ein fetter IsuzuTrooper:

Ordentlich Biltong und Wasser für unterwegs eingekauft und los geht´s. On the Road again! Unsere neue Karte von Tracks4Africa führte uns über den Spreetshoogte Pass nach Solitaire und Richtung Sesriem. Dort haben wir im Desert Quiver Camp gewohnt und sind bei Sonnenaufgang mit unserem Guide zum Gate des Nationalparks auf dem Weg nach Sossusvlei. Man kann das auch selbst fahren, aber die Guides können wahnsinnig viel zeigen und erklären. Das letzte Stück geht dann auch durch ganz tiefen Sand, da bleiben die Touris immer gern stecken und müssen auf den Traktor warten, der die Autos dann immer wieder rauszieht.

Frühstück in der Wüste und dann ging es schon weiter. Auf diesem Trip wollten wir keine Mörderetappen machen, also maximal 300km. Das war ein guter Plan, denn wir mussten nicht hetzen. Auf den Schlaglochpisten in Namibia ist das für Mensch und Material auch sehr ermüdend. Nach einer Übernachtung im Rostock Ritz ging es nach Swakopmund.

Hier wollten wir ein paar Tage abhängen, die berühmten Swakop-Vellies kaufen und alte Freunde von Mokuti Lodge wiedertreffen. Nach über 30 Jahren, was für ein tolles Wiedersehen!

Nach einer sehr empfehlenswerten Wüstentour „Little Five“ und einer Fahrt nach Walvisbay ging es dann weiter Richtung Etosha National Park, mit einem Zwischenstopp in Outjo. In Etosha eingecheckt im Okaukuejo Camp, ein Bungalow mit Klimaanlage, nur ein paar Meter vom Wasserloch entfernt. Jeden Abend tolle Stimmung dort mit viel Wildlife. Tagsüber auf Safari, leider war es extrem trocken in Etosha und viele Tiere sind wohl Richtung Norden gezogen. Trotzdem hatten wir viel Glück und entdeckten drei Löwen und am nächsten Tag sahen wir 7 Löwinnen.

Rückfahrt über Otjiwarongo, um die Geparden Aufzuchtstation sehen zu können.

Das war eine überaus entspannte und eindrucksvolle Reise.

Namibia Infos

Unterkünfte
Kommentar
APS Guesthouse WindhoekZentrale Lage, einfach, sauber, günstig. Restaurant eher nicht empfehlenswert
Desert Quiver Camp SesriemGute Lage für frühmorgendlichen Besuch in Sossusvlei. Self Catering Bungalows in der Wüste, gute Ausstattung, Pool und Pool Bar. Mahlzeiten im Haupthaus Sossusvlei Lodge, ca. 5km entfernt
Rostock Ritz Desert LodgeTolle Aussicht, aber Preis-Leistungs-Verhältnis unverhältnismäßig. Viel zu teuer, schlecht entworfen. Alles unpraktisch und eng, die kugelförmigen Dächer sehen spannend aus, sind aber undicht. Wir hatten Regen und das Restaurant stand unter Wasser
Secret Garden Guesthouse, SwakopmundSehr liebevoll eingerichtet, komfortable Zimmer, schöner Garten im Innenhof. Sicher und zentral, gutes Preis-Leistungs Verhältnis
The Farmhouse, OutjoPositive Überraschung, sollte nur als Zwischenstopp auf dem Weg nach Etosha dienen. Sehr hochwertige Zimmer, gepflegt und komfortabel, günstig und tolles Restaurant mit Biergarten. Professionell geführt von der einheimischen Eigentümerin Anastasia
Okaukuejo Camp, Etosha NationalparkMit eigenem Wasserloch im Camp. Tipp: die Bungalows in der ersten Reihe vorm Wasserloch sind die teuersten, dafür sitzen einem abends die Touristen auf der Pelle. Lieber ein oder zwei Reihen weiter hinten buchen. Zimmer sind o.k., Nationalpark halt, keine Privatlodge. Gutes Restaurant, Shop und Tankstelle. Und man kann morgens beim Sonnenaufgang direkt los auf Safari und muss nicht erst von außerhalb zum Park fahren
Out of Africa Town Lodge, OtjiwarongoDie nächste positive Überraschung, sollte auch nur als Zwischenstopp auf dem Rückweg nach Windhoek dienen und als Basis für den Besuch der Geparden-Aufzuchtstation. Super Zimmer, hervorragendes Restaurant, alles sehr professionell und gepflegt
Little Five WüstentourSehr empfehlenswert!
Swakopmund Snake ParkGegründet und geführt von meinem Freund Stretch Combrink. Stretch ist die Koryphäe im südlichen Afrika für Reptilien.

Namibia Fun Facts

  • Namibia ist so groß wie Spanien und Deutschland zusammen, mit nur knapp 3 Millionen Bevölkerung, das sind 3,2 Menschen pro km². Damit ist Namibia das Land mit der geringsten Bevölkerungsdichte nach der Mongolei.
  • Die Namib Wüste ist die älteste Wüste der Welt.
  • Neben Mali das einzige Land mit Wüstenelefanten. Die haben größere Füsse entwickelt.
  • Die Welwitschia Mirabilis Pflanze in der Namib wird über 1000 Jahre alt und hat nur zwei Blätter.
  • In Twyfelfontein findet man 6000 Jahre alte Felsmalereien.
  • Der Hoba Meteorit in Otavi ist der größte der Welt.
  • Baden im Atlantik in Swakopmund ist nur was für Hartgesottene. Der kalte Benguela Strom bringt eiskaltes Wasser aus der Antarktik.
  • Die D7 ist mit 360m die höchste Sanddüne der Welt.
  • Bierpreis: 25 N$ / €1,30

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