Onkel Afrika unterwegs
Ich lese viele Reiseblogs über Afrikareisen. Was mich immer besonders interessiert, sind Berichte über Um- und Ausbauten der Safarifahrzeuge und das Beheben von Pannen. Wer in Afrika in einem älteren Fahrzeug unterwegs ist, wird früher oder später irgendwo mit einem Defekt am Fahrzeug liegenbleiben. Ich auch. Diese Seite mit einigen Anekdoten richtet sich an Gleichgesinnte 😉.
Südafrika, VW Bus
Mein erstes eigenes Auto in Südafrika war ein alter Datsun Pulsar. Den bin ich allerdings praktisch nie gefahren, bei der Anmeldung gab es eine oberflächliche technische Überprüfung. Dummerweise sprang der Rückwärtsgang von selbst immer wieder raus. In der Nähe war die Werkstatt eines hünenhaften Buren. Aus der vermeintlich kleineren Reparatur wurde ein ganzes Jahr, Getriebe und Motor waren inzwischen ausgebaut und die Hälfte an Teilen fehlte. Irgendwann ging er Pleite und ein hilfsbereiter Engländer kaufte die Werkstatt. Der hat das Auto dann wieder zusammengeflickt und ich hab ihn dann schnell verkauft.
Das erste wirklich spannende Auto war ein VW Bus T2 mit einem 2,5l Chevy-Motor.
Nach dem Kauf stand er vor meiner Stammkneipe und wir bewunderten das Prachtstück durchs Fenster: da fehlt noch Deko. Moment sagte der Wirt und kam mit einem Springbokschädel samt Geweih zurück. Zwei Löcher durch die Augehöhlen und durch das Karbondach gebohrt, mit fetten Edelstahlbolzen angeschraubt und fertig. Wenn die Sonne entsprechend stand und auf die Bolzen schien, sah es wie leuchtende Augen aus. Einige Male rannten Kinder schreiend davon, wenn wir durch ihr Dorf fuhren. Innen habe ich ihn noch gedämmt, zwei weitere Seitenfenster und eine umklappbare Rückbank von einem Alfa eingebaut. Das ergab dann mit der Motorabdeckung eine schöne Schlaffläche oder zwei Sitzplätze.
Der Umbau des Motors war überraschenderweise nicht sehr professionell gemacht. Der Chevy ist wassergekühlt, den fehlenden Kühler hatte man samt Ventilator an die Front geschraubt, die Wasserleitungen liefen frei unter dem ganzen Auto entlang, die Distanzplatte zum Originalgetriebe war schief und ständig riss der Keilriemen. Irgendwann wollte der Anlasser nicht mehr so richtig, zum Kurzschließen musste ich mich hinten neben das Auto legen und mit einem isolierten Schraubenzieher den Anlasser überbrücken. Zum Beispiel mitten auf einer vielbefahrenen Kreuzung in Harare.
Während eines Überholvorgangs eines Sattelschleppers riss der Gaszug. Hinter mir wollten noch andere Autos den Lkw überholen … Den gerissenen Zug konnte ich dann mit einem 8-Knoten (die Bundeswehrzeit bei der Marine war doch zu etwas gut) wieder verbinden und die losen Enden mit Lüsterklemmen fixieren. Am Vergaser den Seilzug auf Spannung eingestellt und weiter gings.
Irgendwann während einer Simbabwereise habe ich den Motor inspiziert und festgestellt, dass die Halterplatte der Lichtmaschine schon fast ganz durchgebrochen war. Also ausgebaut, im Nachbardorf sollte angeblich jemand mit einem Schweißgerät sein. Voller Gottvertrauen habe ich die Platte jemandem mitgegeben, am nächsten Tag kam die Platte super geschweißt tatsächlich zurück.
Namibia, Landrover
Mit dem uralten Landrover meines Kollegen fuhren wir die Tour 93. Von der defekten Benzinpumpe habe ich bereits in der Reiseerzählung berichtet, hinzu kam noch eine defekte Wasserpumpendichtung, natürlich in-the-middle-of-nowhere irgendwo in Sambia. Eine Ersatzdichtung war auf die Schnelle nicht aufzutreiben, also wurden mehrere Lagen Karton von den Bierträgern aufeinandergelegt, mit der kaputten Dichtung als Schablone mehrere Lagen Karton ausgeschnitten, die Pumpe ordentlich fest angeschraubt – dicht. Weiter gings. Das abgerissene Federbein war da nur das kleinere Problem, das haben wir schweißen lassen.
Von meinen vielen Geschäftsideen für Afrika ist das hier mein Favorit, wenn auch nicht zum Reichwerden: Überall werden händeringend qualifizierte Autoschrauber gesucht. Man könnte ein Hilfsprojekt gründen und mit pensionierten oder arbeitssuchenden Kfz-Meistern eine Art Basisausbildung anbieten. Das wäre bestimmt interessant für einen Kfz-Meister, mal für einen Zeitraum in Afrika zu leben und junge Menschen ausbilden zu können. Und die Auszubildenden hätten eine sehr wertvolle Ausbildung mit Zukunftschancen. Werkzeuge, Testgeräte etc. müsste man irgendwie über die GIZ sponsoren lassen (und vor Ort gut wegschließen).
Uganda, Mitsubishi Pajero
Für unseren 6-monatigen Aufenthalt haben wir in Jinja einen gebrauchten Pajero IO (Pinin) gekauft.
Die Probefahrt verlief noch gut, beim ersten Tanken lief dann schon der ganze Sprit aus. Wir sind dann in die Fänge eines extrem unseriösen Schraubers geraten, der erstmal das teure Motorsteuergerät gewechselt hat. Irgendwann schien er dann zu laufen und wir waren Richtung Norden zum Murchison Falls NP unterwegs. Bei der ersten Rast war schon fast kein Motoröl mehr drin.
Im Park war dann der Kühler undicht, Steinschlag. Nebenan war die Werkstatt vom Nationalpark, die haben den Kühler ausgebaut, gelötet und alles schien gut. Leider hatten sie vergessen, den Ventilator wieder anzuschließen. An einer langen Steigung auf einer vielbefahrenen Straße platzte dann der Kühler, das Überdruckventil war auch nicht in Ordnung und hatte nicht geöffnet. Etwas gewartet, Wasser nachgekippt und erstmal von der Hauptstraße weg. Sofort kamen Anwohner und boten Hilfe an. Wir haben den Kühler also ausgebaut und auf dem Mopedtaxi ins Nachbardorf gebracht, wo der örtliche Kühlerexperte hauste. Mit Zwei-Komponentenkleber hat der im Hinterhof den Plastikdeckel des Kühlers geklebt, 20 Minuten gewartet, dann zu zweit von oben und von unten feste reingepustet: „Ist wieder dicht“. Das Auto hat im Kühler auch noch einen Ölkühler, da war das Öl natürlich inzwischen auch ausgelaufen. Also Öl und Wasser besorgt, Pajero wieder angeworfen, läuft. Weiter gings.
Eine weitere Tour führte uns in den Nordosten zum Kidepo Valley NP. Die letzten 50km waren auf einer schrecklichen Straße und wir dachten, der ganze Pajero fällt endgültig auseinander. Auf der Rückfahrt 20km vor Lira dann plötzlich: Motor aus. Nichts ging mehr. Nach zwei Stunden Schrauberei (inzwischen hatten wir mehrere „Helfer“) habe ich beschlossen, dass wir von der Straße weg müssen, bevor es dunkel wird. Einer der Jungs hat dann mit dem Moped Waldarbeiter aufgetrieben, sie haben uns in die Stadt geschleppt. Das Seil war selbst zusammengedröselt und nur zwei Meter lang. Inzwischen war auch die Batterie leer und wir hatten kein Licht mehr. Der Jeep der Waldarbeiter hatte auch kein Rücklicht, so dass meine Frau mit der Taschenlampe leuchten musste, damit ich dem nicht noch hinten drauf rausche. Ohne laufenden Motor fehlte natürlich auch die Servounterstützung der Bremsen. Nach dieser Fahrt war ich am Ende meiner psychischen und physischen Kräfte.
In Lira ging dann die Debatte los, zu welcher Werkstatt wir fahren (also wahrscheinlich, welcher Werkstattbesitzer die meiste Provision zahlt). Man einigte sich dan und wir stellten dasAuto dort auf dem Hof ab. Im nächsten Hotel sind der einheimische Waldarbeiter und ich sind dann zur Rezeption, meine Frau ist draußen bei unseren Koffern geblieben. „Haben Sie ein Doppelzimmer frei?“ Ich war völlig verschwitzt, ölverschmiert und entnervt. „Ja, eigentlich schon. Aber…“ Die Rezeptionistin guckte hilflos umher. Irgendwann hat es bei mir geklickt, sie dachte, dass Doppelzimmer sei für uns beide… Homosexualität ist in Uganda streng verboten. Sie strahlte erleichtert, als ich ihr die Situation erklärte.
In den folgenden Tagen wurde so ziemlich alles am Pajero gewechselt und getestet. Ohne Erfolg, er wollte partout nicht mehr anspringen. Dann schlug jemand den „Steuergeräte-Experten“ vor. Der wurde geholt, schaute sich wortlos kurz den Motor an, zeigte auf das Drosselklappen-Steuergerät: „This one“. Fuhr los, kam mit einem Austauschgerät zurück, angeschlossen: Läuft. Weiter gings.
Sambia, Hyundai Santa Fe
Mit dem Mietwagen sind wir von Lusaka zum South Luangwa NP gefahren. Ein sehr komfortables Auto ohne Probleme. Außer, dass die Baboons im Camp die Antenne geklaut hatten, auf das Radio konnten wir gut verzichten. Auf der Rückfahrt hatte die einzige Tankstelle weit und breit kein Benzin mehr. Ich bin dann so sparsam wie möglich gefahren, ohne Klimaanlage, trotzdem war es dann doch soweit: kein Sprit mehr. Die Straße führte steil runter in eine Senke, unten über eine schmale Brücke und wieder hoch. Oben war ein Haus zu sehen, da wollte ich hin. Also die Automatikschaltung auf „N“, mit ordentlich Schwung runter, über die Brücke (da durfte uns keiner entgegenkommen) und wieder den Hang hinauf, bis genau vor das Haus geschafft. Puh. Wir haben dann an dem Haus geklopft und der Bewohner hat sofort seinen Sohn mit dem Fahrrad losgeschickt. Keine Ahnung, wo der hin ist, wir hatten weit und breit kein Dorf gesehen. Jedenfalls kam er mit einem 20l-Kanister Benzin zurück, inzwischen hatten wir sämtliche Kekse und Schokolade an die vielen Kinder verteilt, die plötzlich auftauchten. Aus einer 1,5l-Pet-Flasche hatten wir einen Trichter ausgeschnitten, damit getankt, läuft. Den hilfsbereiten Bewohner und seinen Sohn habe ich natürlich fürstlich entlohnt und weiter gings.