Onkel Afrika auf Safari

Schon als Kind habe ich es geliebt, mit meinem Opa durch die Lüneburger Heide zu stapfen und Rehe zu beobachten. Vielleicht wurde da etwas in mir entfacht, jedenfalls bin ich heute leidenschaftlicher Naturbeobachter. Besonders die wilde, ungezähmte Natur Afrikas fasziniert mich, ein Urlaub ohne den Besuch eines Nationalparks gibt es nicht. Glücklicherweise hatte ich während meines Aufenthalts in Namibia einen tollen Lehrer. Mein Arbeitsplatz in Mokuti Lodge liegt direkt neben dem östlichen Eingang in den Etosha Nationalpark. Im Hotel waren mehrere professionelle Ranger beschäftigt, mit Ian habe ich viel Zeit verbracht, viel gelernt und war jede freie Stunde im Park.

Eine der vielleicht wichtigsten Lektionen ist: Jedes (wilde) Tier hat eine „Komfortzone“. Wenn man ihm zu nahe kommt, flüchtet es oder greift an. Oft haben mir beispielsweise Elefanten signalisiert, dass ich ihnen zu sehr auf die Pelle gerückt war, besonders, wenn Jungtiere im Spiel sind. Sie wenden sich dir zu, stellen die Ohren auf, schnauben, stampfen auf den Boden oder machen sogar „mock attacks“, laufen also ein paar Schritte auf dich zu. Sobald man sich wieder weit genug zurückgezogen hat, entspannen sie sich. Interessanterweise ist diese Zone unterschiedlich: Elefanten im Krüger Park z.B. sind an Menschen gewöhnt, Kidepo Valley in Uganda liegt direkt an der Grenze zu Südsudan, wo Krieg herrscht und wo viel geschossen wird, außerdem gibt es dort mehr Wilderei. Die Elefanten in Kidepo sind erheblich nervöser, mit entsprechend größerer „Komfortzone“.

In den Nationalparks beachte ich folgendes: Die Parks sind von Sonnenauf- bis -untergang geöffnet, es lohnt sich, so früh wie möglich zum game drive aufzubrechen! Man sieht mehr; sobald viele Fahrzeuge im Park unterwegs sind, verziehen sich viele Tiere oder sie sind nachtaktiv und haben dann Feierabend. Frühmorgens ist zudem das Licht zum Fotografieren auch am schönsten.

Ein Nationalpark ist kein Zoo. Hier leben wilde Tiere in ihrem Habitat und wir dürfen ein wenig zuschauen. Es gibt keine Garantie auf Sichtungen. Aus dem Auto auszusteigen ist auf keinen Fall eine gute Idee und streng verboten.

„There is no, repeat:no, safe distance from a lion!

Info-Tafel im Okaukuejo Camp in Etosha



Man hält sich möglichst an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Am liebsten fahre ich selbst, in manchen Parks sind 4×4-Fahrzeuge ratsam oder sogar Pflicht. Besonders während oder nach der Regenzeit sollte man sich über die Straßenverhältnisse im Park informieren. Wenn man am späten Nachmittag feststellt, dass der direkte Weg zurück ins Camp überflutet ist und man wegen des Umwegs zu spät zurückkehrt, gibt´s Ärger. In Afrika wird es schnell dunkel. Sehr dunkel! Die Ranger fahren dann irgendwann los um dich zu suchen.

Auch ein geführter „night drive“ ist sehr interessant. Die Ranger wissen natürlich am besten, wo welche Tiere zu finden sind. Außerdem sind sie super kenntnisreich und können viel erklären. Und nach Einbruch der Dunkelheit ist es eine ganz andere Welt im Park.

Take nothing but photographs, leave nothing but footprints.

Was ich immer mitnehme: Wasser (viel Wasser!), am besten in einer faltbaren Kühltasche. In die kann man auch eine halbvolle, gefrorene Pet-Flasche Wasser als Kühlelement mit reinpacken. Snacks für unterwegs gehören auch da rein, aber nicht offen im Auto liegen lassen! Mir sind schon mehrmals Affen durchs halb geöffnete Seitenfenster ins Auto und haben den Proviant geklaut. Außerdem: ausreichend Benzin, Fernglas, und meine Tier-Identifizierungsbücher:

Verschiedene Giraffenarten:

Mein Kamera Favorit ist meine Panasonic Lumix Travel Zoom, die ist klein, passt auch in die Hosentasche, hat ein ausfahrbares Zoom bis 200mm und macht exzellente Fotos.

Die Telefonnnummer des Camps für Notfälle aufzuschreiben ist auch hilfreich. In den Camps liegen häufig Bücher für Besucher aus mit den aktuellsten Sichtungen. Bitte nie eintragen: Rhino-Sichtungen!


Löwenrudel in South Luangwa, Sambia

Leider gibt es keine Garantie für Sichtungen. Manchmal fährst du stundenlang hin und her und plötzlich liegt hinter der Kurve ein Löwenrudel auf der Straße, wie hier in Sambia.

Ich halte oft an, wenn mir andere Touris entgegenkommen und tausche mich mit ihnen aus: „Did you see anything?“ Die professionellen Tourguides helfen einem eher nicht weiter, klar, die verdienen ihr Geld damit. Daher haben die es auch nicht so gern, wenn ihnen Touristen hinterherfahren.

Wenn es keine Tsetse-Fliegen gibt (die sind wirklich nervig), habe ich auch immer das Seitenfenster geöffnet. Ich mag die Natur auch hören und riechen, den Geruch eines Elefantenbullen in der „Musth“ vergisst man nicht.


Immer mal wieder kommt man auch mit Großwildjägern ins Gespräch. Leider. Für sehr viel Geld glauben sie, sich das Recht erkaufen zu können, ein wildes Tier abknallen zu können.

Meine Lieblingsreaktion auf die Beschreibung ihrer „Heldentaten“ bei der Jagd ist:

„Warum?“

Grosswildjäger in Simbabwe
Trophy hunting in Afrika. Ohne Worte. Quelle: Britannica.com

Die „Grüne-Mamba-Story“

Eigentlich bin ich alles andere als stolz auf diese Geschichte, vor allem, weil ich mich als Neuling in Afrika so dämlich angestellt habe. Als meine Neffen noch klein waren, musste ich ihnen und ihren Freunden diese Geschichte immer wieder erzählen, daher hier der Vollständigkeit halber.

Kurz nach meiner Ankunft in Südafrika lud mich meine Mitbewohnerin auf eine kleine Reise ein, die Garden Route ein Stück hoch. Zu Fuss im Busch unterwegs sah ich dann meine erste Schlange, nur ein ca. 50 cm langer, grüner, harmloser Wurm. Instinktiv schob ich diesen Wurm mehrmals mit meinen offenen Sandalen zurück, um ein gutes Foto machen zu können. Als ich das Bild später Menschen zeigte, die sich besser auskannten als ich (was so ziemlich auf alle in Afrika zutraf zu der Zeit) und den Wurm identifizieren konnten, fragten sie ungläubig nach meinem Geisteszustand … Der Biss einer grünen Mamba kann tödlich sein.

Die „Spitting-Cobra-Story“

Im Hotel Mokuti Lodge hatte ich nachts gerade meinen „Duty Manager“ Dienst beendet, das Hotel abgeschlossen und war auf dem Weg in mein Haus. „Meneer Ulf, daar is ’n slang!“ flüsterte der Nachtwächter auf Afrikaans, der auf seiner Runde die Schlange verfolgt hatte. Die Batterie seines Funkgeräts war leer, und er ist pflichtgemäß immer der Schlange hinterher, bis er mich traf. Wir haben Schlangen und Skorpione immer entfernt, um unsere Gäste zu schützen und extra einen Schlangenpark gebaut. Nun lag das Vieh unter dem Auto unseres Chefkochs, der inzwischen aufgewacht war und zu uns stieß. Was tun? Die musste weg. Wir hatten bereits eine Speikobra im Park und die hier sah so ähnlich aus. Ich wusste, dass die ihr Gift über mehrere Meter zielgenau ins Auge spritzen können. Wir drei also mitten in der stockfinsteren Nacht mit Sonnenbrillen, Taschenlampen, langen Gabelstöcken und dem Mülleimer aus der Küche des Kochs auf Schlangenjagd. Tatsächlich haben wir das Vieh in den Mülleimer bekommen. Deckel drauf und am nächsten Tag unserem „Snake man“ übergeben, es war tatsächlich eine Spitting Cobra!

Hyäne 1

Wir hatten eine Filmcrew im Hotel, die u.a Nachtaufnahmen im Etosha Nationalpark machten. Sie hatten eine Sondergenehmigung, um nachts im Park drehen zu dürfen um haben mich freundlicherweise mitgenommen. An einem Wasserloch stand die Crew vor dem Jeep um zu filmen. Ich stand ein paar Meter dahinter und drehte mich irgendwann um. Nur zwei Meter entfernt stand eine riesige Hyäne, groß wie ein Schäferhund und glotzte mich an. So schnell war ich nie wieder in einem Auto.

Hyäne 2

Nach dem Grillen im Hwange NP in Simbabwe hatten wir im Dunkeln den Blechkanister mit 2L Speiseöl draußen vergessen. Am nächsten Morgen war der zerfetzt und ausgeschleckt: Hyänen. Die haben von den Säugetieren mit die höchste Beisskraft und können dicke Knochen von Aas knacken. So auch den Kanister.

Safari Fun Facts

  • Gefährlichste Tiere: Die häufigsten menschlichen Todesfälle in Afrika entstehen nicht durch Löwen, Schlangen oder Elefanten, sondern durch Hippos. Die Vegetarier verlassen nachts das Wasser, um an Land zu grasen. Tagsüber ist die Sonne zu gefährlich für ihre empfindliche Haut. Man sollte ihnen tunlichst nicht zu nahe kommen, auch nicht mit einem Kanu
  • Menschen gehören nicht zu den Beutetieren von Schlangen. Sie verkrümeln sich, sobald sie die Vibrationen von Schritten spüren. Bis auf die Puffotter: Die Schlange mit todlichem Gift bleibt gern auf warmem Untergrund liegen und beisst zu, wenn man ihr zu nahe kommt. Sie ist für die meisten Schlangenbisse verantwortlich
  • Leoparden verstecken ihre Beute gern auf Bäumen, um sie vor der Konkurrenz durch Löwen und Hyänen zu schützen. Dabei können sie mehr als ihr eigenes Körpergewicht den Baum hochschleppen (über 100kg)
  • Die kleinste Antilopenart heisst auf Deutsch Zwergrüsselantilope, die überall sonst „Dik-Dik“ heisst. Die süßen Tierchen leben monogam
  • In der Entomologie (Insektenforschung) müssen die gezüchteten Moskitos regelmäßig gefüttert werden. Dazu hält ein Forschungsmitarbeiter seinen Arm in den Aufbewahrungsbehälter
  • Die besten Fährtenleser sind die San (Buschmänner) in der Kalahari. Ihre Sprache besteht hauptsächlich aus Schnalz- und Klicklauten, die kaum ein Weisser beherrscht. In Namibia habe ich ein deutsches Forscher-Ehepaar kennengelernt, deren zwei Kinder durch Spielen mit San-Kindern deren Sprache gelernt hatten. Und umgekehrt
  • Es gibt zwei Arten von Nashörnern in Afrika: Breit- und Spitzmaulnashorn (und das fast ausgestorbene Nördliche Breitmaulsnashorn), auf Englisch White- bzw. Black Rhino. Sie sind natürlich alle grau, der Name kommt aus dem Afrikaans „wyd“ für breit. Die breiten Lippen eignen sich fürs Grasen in der Steppe, beim Spitzmaul ist die Ernährung das Abpflücken von Ästen und Blättern. Und als der Name für das White Rhino feststand, hat man die andere Art halt Black getauft. Die Kälber der White Rhinos laufen vor-, die der Black Rhinos laufen hinter der Mutter.
  • Elefanten hören mit den Füssen. Sie kommunizieren auch im für Menschen nicht hörbaren Infraschallbereich über sehr große Distanzen und die Schallwellen können sie mit den breiten Füssen spüren

Reiseplanung

Hilfreiche Links für die Planung einer Afrikareise:

TropeninstitutBenötigte Impfungen, Malaria-Prophylaxe
ReisewarnungenWarnungen vor lokalen Gefahren, z. B. Unruhen vor Wahlen
Lonely Planet Facebook GruppeRoutenplanung, Unterkünfte, Sehenswürdigkeiten
Bradt ReiseführerRoutenplanung, Unterkünfte, Sehenswürdigkeiten
Tracks4AfricaReiseführer, Karten
allAfricaNachrichten aus Afrika

Übersicht der besuchten Nationalparks:

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Liste der Parks mit meinem Rating


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„Es gibt etwas bei einer Safari, das dich alle Sorgen vergessen lässt und dir das Gefühl gibt, du hättest eine halbe Flasche Champagner getrunken – ein Gefühl, das dich überschäumt vor tiefempfundener Dankbarkeit am Leben (K. Blixen)“