Onkel Afrika unterwegs …

Die 4-wöchige „Tour 93“ über Namibia, Sambia, Simbabwe und Botswana

Unsere Tour beginnt in Mokuti Lodge, durch den Caprivi Strip nach Katima Mulilo, in Sesheke über den Sambezi nach Sambia. Richtung Norden, dann zurück nach Lusaka, Livingstone, Vic Falls, an den Kariba See. Über den Staudamm nach Simbabwe, Kariba, mit der Fähre nach Milibisi, Vic Falls, über Botswana (Chobe) und Caprivi zurück nach Mokuti. Das waren mehrere tausend Kilometer, teilweise campierten wir im Freien, teilweise haben wir in Lodges übernachtet.

Wir waren zu sechst, fünf Männer und eine Frau, mein Bruder kam extra aus Deutschland dazu. Er neigt eher dazu, manches etwas exzessiver anzugehen. So auch auf dieser Reise: erst wollte er medizinische Rekorde aufstellen, als er sich nachts nach ein oder zwei Gin Tonic in der Hängematte die Ärmel hochkrempelte um sich geschätzte 800 Moskitostiche abzuholen. Lariam sei Dank! Viele Menschen verabschiedeten sich immer mit sehr bedeutungsschweren Blicken von meinem Bruder, am Ende unserer Reise hatten allerdings mein Freund und ich uns Malaria eingefangen.

Durch meinen Job als Food and Beverage Manager in der Mokuti Lodge war klar, wer sich um die Lebensmittel kümmert. Ein anderer sollte sich um Werkzeuge und Ersatzteile für die Autos kümmern, der nächste um Erste-Hilfe-Ausrüstung. Wir waren vorbereitet:



Unsere Fahrzeuge waren ein Uralt-Landy (Baujahr 1959) und ein Toyota Hilux. Der Hilux-Fahrer hatte sich erst geweigert, mit dem alten Landy so eine Tour zu machen. Wir konnten ihn dann doch überreden. Wir hatten zwar diverse Pannen mit dem Landy (Benzin- und Wasserpumpe kaputt, Federbein abgerissen, Tankuhr defekt etc.), haben ihn aber immer wieder irgendwie repariert bekommen. In Afrika bleibst Du mit einem Landy nie lange liegen, sofort kommt irgendwer der einen kennt, der noch Teile rumliegen hat. Als der Toyota allerdings Probleme mit der elektrischen Einspritzung hatte, konnte keiner helfen. Die letzten 1000 Kilometer auf drei Pötten waren kein Spaß. Außerdem sieht der Landy einfach geiler aus. Nach den diversen Reifenpannen hatten wir schon Routine: Rekord waren 9 Min für den Reifenwechsel. Der Ablauf war: unsere Freundin schnappt sich den Campingstuhl und bringt sich in Sicherheit, einer lädt die schweren Sachen ab, der nächste bockt den Landy auf. Rad runter, Rad drauf, wieder aufladen, alle wieder einsteigen und weiter.

Gleich nach Abfahrt wartete das Hilux Team an der ersten T-Kreuzung auf uns im Landy. Auf der Schotterpiste gab uns der gnadenlos überladene Landy keine Chance die Bremswirkung zu dosieren und wir rauschten mit Vollbremsung quer an den Wartenden vorbei in die Büsche. Trotzdem haben wir die Mammutetappe von 900 km nach Katima Mulio im Caprivistreifen geschafft und in der schnuckeligen Hippo Lodge übernachtet.


Gleich am nächsten Morgen zickte die Benzinpumpe am Landy. Wir hatten wohlweislich eine Austauschpumpe dabei, stellten dann aber fest, dass die nicht zu diesem Modell passte. „Starte mal“, rief einer, der mit einer Schüssel Rühreier zum Frühstück auf dem Kotflügel saß und am Vergaser rumschraubte. Der war inzwischen mit Benzin vollgelaufen und die Stichflamme verschaffte ihm ein leckeres Rühreier-Flambé. Bei „Zambezi Motors“ haben wir dann eine neue Pumpe erstanden und stumpf am Rahmen festgeschraubt. Im Innenraum gab es dann halt einen Ein-/Aus-Schalter für die Benzinpumpe, geht auch. Man durfte nur nicht vergessen, die Pumpe wieder abzustellen.

Dann über den Sambezi nach Sesheke, Sambia. Dank unserer Empfehlungsschreiben („We are on a fact-finding mission, exploring new tourism destinations …“) ging dieser und jeder weitere Grenzübertritt sehr geschmeidig. Zwei der Jungs arbeiteten als Tour-Guides bei Tourismusunternehmen in Namibia und hatten auch Firmenaufkleber dabei für die Autos.

Auf dem Weg zu unserem nächsten Etappenziel Kafue National Park stellten wir nachmittags fest, dass wir nie und nimmer bei Tageslicht dort ankommen würden. Da die Straße voller riesiger Schlaglöcher war, wollten wir eine Fahrt im Dunkeln nicht riskieren und planten, bei der nächsten Siedlung die Bewohner zu fragen, ob wir dort übernachten dürfen. Die Kinder von der Straße holten dann den Häuptling „Induna“, der uns einlud und einen Platz zum Campen zuwies. Das Dorf bestand nur aus ein paar wenigen Lehmhütten, ohne Strom- oder Wasseranschluss. Während einige Feuerholz suchten, kamen zwei Männer aus der Siedlung zu uns und überbrachten Gastgeschenke für: eine verbeulte Dose mit frischer Ziegenmilch und ein lebendes Huhn. Die erwartungsvollen Blicke bedeuteten, dass das Federvieh jetzt geschlachtet werden sollte, was ich natürlich noch nie gemacht hatte. Zum Glück kamen die Jungs in dem Moment zurück und erlösten mich. Und das Huhn. Nur Sekunden, nachdem der Kopf ab war, stürzten sich Moskitoschwärme auf das frische Blut und auf uns.

Abends wurden wir dann eingeladen und saßen bis spät in die Nacht mit den Bewohnern am Lagerfeuer. Sie zeigten uns ihre Tänze und wir führten unser europäisches Diskogehoppele vor. Ein paar wenige Dorfbewohner konnten Englisch, die haben wir zwischen uns plaziert zum Übersetzen, jeder wollte viel wissen über das Leben des jeweiligen Anderen. What a night!

Ein paar Tage später landeten wir in Lusaka in einer Lodge, geführt von einem Deutschen. Er hatte eine Band (die Cassette von „Herman the German“ hab ich noch irgendwo) und baute gerade mit seinem Partner Clive eine neue Lodge (Sandy Beach Safari Lodge) am noch unerschlossenen Nordufer des Karibasees. Dank unserer Empfehlungsschreiben wurden wir eingeladen, die halb fertige Lodge zu besuchen. Zu der Zeit war Sambia politisch instabil, überall war Militär und Polizei. In Lusaka mussten wir nach dem Weg fragen, am Ende saß ein betrunkener Soldat in Uniform mit seiner AK47 auf den Knien bei uns im Auto. Uns war schon etwas mulmig!

Bei einer Übernachtung unterwegs kamen wir an einem Schlachthof vorbei. Wir dachten, die haben doch bestimmt Eis … Mit einigen, riesigen Stangen Eis konnten wir dann endlich unsere Lebensmittelvorräte kühlen. Beim Zwischenstopp wurden wir von einem heftigen afrikanischen Regen erwischt, wir mussten Drainagen um die Zelte buddeln. Unter der aufgespannten Plane sassen wir dann im Wolkenbruch bei dem ein oder anderen Getränk und hatten einen Riesenspass.



Wir waren dann auf einer sunset cruise auf dem See. Es hatte keiner daran gedacht, dass wir im Dunkeln die Ablegestelle nie und nimmer wiederfinden würden. Glücklicherweise hatte einer der Angestellten der Lodge unser Problem erkannt und ein Feuer am Strand gemacht: Unser kleiner privater Leuchtturm.

Von Kariba auf der Simbabwe-Seite sind wir dann mit der Fähre 22 Stunden über den See Richtung Westen nach Milibisi gefahren. Die Fahrt habe ich inzwischen schon drei mal gemacht und es ist jedes mal wieder fantastisch: Immer kann man mindestens ein Ufer sehen und Tiere beobachten, die zum Wasser kommen. Dazu Sonnenunter- und aufgang und toller Service an Oberdeck. In meinem Lieblingspark Hwange haben wir im „Robins Camp“ gewohnt, eine preisgünstige Unterkunft von der Nationalpark-Verwaltung. Das Camp befindet sich auf einem Plateau und man hat einen tollen Blick auf die Ebene, mit wandernden Elefanten- und Büffelherden.

Dann nach Victoria Falls, wir hatten die Fälle ja bereits von der Sambia Seite in Livingstone gesehen, nun also die Perspektive von Simbabwe. Auf der Sambia Seite gibt es eine Aussichtsplattform, bei der man sehr nahe an die Fälle herankommt. Regenkleidung ist angesagt und auf die Kamera sollte man auch aufpassen. In Simbabwe gibt es dafür einen längeren Weg parallel zu den Fällen, mit fantastischem Blick und bei der Livingstone Statue ist man ziemlich nahe am ersten Fall.

Sehr zentral und preiswert ist das Vic Falls Rest Camp. Die einzige freie Unterkunft war ein 8-Zimmer-Dorm, egal. Als wir nachts nach Zambezi-booze-cruise und Explorer´s Bar Besuch heimkamen, fehlten drei von uns. Dafür lagen vier neuseeländische Backpacker in unserem Haus. Na gut, wir sind alle eine große Familie. Am Morgen haben wir uns dann beim Kaffee auf der Veranda persönlich kennengelernt. Nachdem wir wieder vollzählig waren, ging es zum Frühstück in die Wimpy´s Bar. Am Nebentisch saßen zwei Mädels, die mit dem Restaurant Manager heftig stritten, weil er ihnen um 10h00 kein Bier servieren wollte. Wir schrieben den 17. März: St. Patrick´s Day – DER Feiertag der Iren weltweit! Kurze Zeit später saßen wir bei den Mädels am Tisch und tranken grün gefärbtes Bier.

Auf dem Rückweg unserer Reise sind wir dann noch durch den Chobe Park in Botswana zurück in den Caprivi, Namibia. Nach einer weiteren Übernachtung in Rundu ging es dann wieder heim zur Mokuti Lodge.

Highlights

Fotoalbum
Fotoalbum Tour 93


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